La passion de Dodin Bouffant
Tran Anh Hung, Belgien, Frankreich, 2023o
19. Jahrhundert: Eugénie ist seit 20 Jahren Köchin im Dienst des berühmten Gastronomen Dodin. Durch die gemeinsame Zeit in der Küche hat sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Liebe entwickelt. Um ihre Freiheit zu bewahren, wollte Eugénie Dodin jedoch nie heiraten.
Ein kulinarisches Drama in drei Akten, dessen Zutaten die kombinierte Leidenschaft des fiktiven Gastronomen Dodin Bouffant (Benoît Magimel) für das Kochen und seine Köchin (Juliette Binoche) zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind. Auf die Zubereitung einer Mahlzeit folgt ihre Verkostung, die mit kennerhaften Kommentaren versehen wird, dann ihre langsame Verdauung. Hier erscheint das grosse Fressen als etwas Raffiniertes und Sinnliches und somit als Gegenstück zu La grande bouffe des grausam-genialen Marco Ferreri, der eher auf das profane Ende des Verdauungsvorgangs fokussierte. Der in Frankreich ausgebildete und arbeitende vietnamesische Regisseur Trần Anh Hùng adelt die Fleischstücke und die Gemüsekörbe. Seine Kamera weiss in der (tadellos sauberen) Küche kaum, wo sie hinschauen soll, um nichts von den kleinen Wundern in all den Pfannen und Töpfen zu verpassen. Der erste, leicht unangenehme Eindruck, es mit einer Arthouse-Version der Kochshow MasterChef zu tun zu haben, weicht dem deutlich angenehmeren Gefühl, dass wir eingeladen sind, uns die Zeit zu nehmen, die man braucht, um gut zu essen, gut zu lieben und gut zu leben. Dies alles, versteht sich, auf grossbürgerliche Art.
Emilien Gür